Hast du auch die E-Mail von Adobe bekommen mit dem Betreff Einstellung der Creative Cloud-Funktion „Synchronisierte Dateien“? Damit kündigt Adobe an, dass eine Funktion abgeschaltet wird, die es seit Einführung der „Creative Cloud“ gibt.
Adobe wird die Optionen zur Speicherung von Dateien überarbeiten und stellt daher ab dem 1. Februar 2024 die Synchronisation von Dateien über den Cloud-Speicher (Funktion „Synchronisierte Dateien“) ein.
E-Mail von Adobe Einstellung der Creative Cloud-Funktion „Synchronisierte Dateien“ vom 8.9.2023
Dies gilt für alle drei Lizenzarten
- Individual — eine solche Lizenz hast du, wenn du alleine oder mit zwei oder drei Leuten arbeitest. Darauf bezieht sich dieser Artikel von Adobe. Der Service wird schon am 1.2.2024 beendet.
- Team — eine solche Lizenz hat ggf. eine Firma oder ein Team, dass 10 bis 100 Teilnehmende hat.
- Enterprise — sowas haben nur richtig große Firmen mit hunderten Lizenzen. Auf „Team“ und „Enterprise“ bezieht sich dieser Artikel. Für euch wird der Service beendet am 1.10.2024.
Was genau ist damit gemeint?
Unter der „Creative Cloud-Dateisynchronisation“ ist die Funktionalität zu verstehen, die du auch aus „Dropbox“ oder „OneDrive“ kennst: Du hast einen Ordner auf deinem Rechner und alle Ordner und Dateien, die du dort hineinlegst, werden automatisch ins Internet „synchronisiert“. Du findest deine Datein im Internet über die URL https://assets.adobe.com.
Das ist zum einen praktisch zum Zwecke der Archivierung oder Dateisicherung. Oder man nutzt das, um mit anderen Menschen, Kolleginnen oder Kundinnen, Daten auszutauschen. Denn sowohl in „Dropbox“ als auch in „OneDrive“ oder der „Creative Cloud“ können diese Daten an andere Benutzer freigegeben werden. Dann tauchen diese ganz selbstverständlich auch im Ordner auf dem Computer der Partnerin auf und diese kann damit arbeiten. Und durch die ständige Synchronisierung im Hintergrund bleiben die Daten auch nach der Veränderung durch eine Teilnehmerin bei allen auf dem neuesten Stand.
Das ist der große Vorteil der Zusammenarbeit über Cloud-Dienste! Diesen Vorteil haben, vor allem in Zeiten von „Homeoffice“, viele zu schätzen gelernt.
Und Adobe hält es nun für eine gute Idee, diesen Service abzustellen.
Was bedeutet das konkret?
Ab dem 1. Februar 2024 stellt Adobe den Synchronisationsdienst im Creative Cloud-Client sowie die Ordner- und Dateifreigabefunktionen der Creative Cloud-Dateisynchronisation schrittweise ein. Dateien im lokalen Ordner „Creative Cloud Files“ werden nicht mehr in den Cloud-Speicher kopiert. Außerdem sind Dateien und Ordner, die für andere Benutzerinnen und Benutzern aus „Synchronisierte Dateien“ freigegeben wurden, nicht mehr zugänglich.
https://helpx.adobe.com/de/creative-cloud/kb/eol-creative-cloud-synced-files.html#:~:text=Ab%20dem%201.%20Februar%202024,Teams%20zugeordnet%20sind%2C%20schrittweise%20eingestellt.
Was sich nicht ändert:
Auch nach dem Abschalten des Dienstes bleiben die Ordner C:\Users\[Benutzername]\Creative Cloud Files
bzw. Macintosh HD/Benutzer:innen/[Benutzername]/Creative Cloud Files
samt Inhalt auf deinem Rechner erhalten. Auch die Daten, die bis dahin in die Cloud synchronisiert wurden, werden unter https://assets.adobe.com immer noch zu finden sein.
Was sich ändert:
Die Daten werden zwischen dem lokalen Ordner und dem Internet nicht mehr synchronisiert! Wenn du also lokal eine Datei änderst, ändert sich diese Datei im Internet nicht! Und die Freigabe an deine Kollegin oder Kundin ist nicht mehr erreichbar. Du kannst also nicht mehr mit deinen Partnerinnen über diesem Weg Daten austauschen.
Warum macht Adobe das?
Natürlich bleibt uns Adobe diese Antwort schuldig. In den oben genannten Artikeln ist darüber kein Wort zu finden. Da bleibt Raum für Spekulationen. Entweder wurde der Dienst zu wenig genutzt (was die Kosten nicht rechtfertigt) oder er wurde zu viel genutzt (und wurde damit zu teuer).
Wenn der Grund sein sollte, dass er zu wenig genutzt wurde, dann hat das Adobe zumindest in Kauf genommen. Denn zum einen hätte man diesen Service prominenter in die Programme integrieren können. Zudem gibt es für InDesign-Anwender ein großes Problem: die idlk-Dateien werden nicht synchronisiert! Das macht die Nutzung dieser Cloud-Funktionalität für InDesign (und InCopy) Anwenderinnen unmöglich.
Was sind die Alternativen?
Für Photoshop-, Illustrator- und Fresco-Benutzer stellen Cloud-Dokumente die Lösung zum Speichern, Freigeben und gemeinsamen Bearbeiten kreativer Materialien dar. Creative Cloud Libraries sind optimal geeignet, um Design-Elemente zu speichern und in verschiedenen Anwendungen und mit anderen Benutzern gemeinsam zu verwenden.
https://helpx.adobe.com/de/creative-cloud/kb/eol-creative-cloud-synced-files.html#:~:text=Ab%20dem%201.%20Februar%202024,Teams%20zugeordnet%20sind%2C%20schrittweise%20eingestellt.
Das ist die Antwort auf die Frage von Adobe. Das ist natürlich kein adäquater Ersatz für die eingestellte Funktion! Wer bisher z.B. im Rahmen von Schulungen diverse Dateien mit den Teilnehmerinnen geteilt hat, schaut in die Röhre. Auch das Austauschen von z.B. Word-Manuskripten oder ähnlichem ist mit genannten Mitteln nicht möglich.
Adobe sagt durch die Blume: „Geh halt zu Dropbox, Microsoft, Google oder sonstigen Anbietern von Cloud-Diensten. Nur wir werden dir bei dem Problem nicht helfen“.
Ich persönlich bin durch die Einstellungen des Dienstes durch Adobe echt sauer. OK, diese Funktionalität wurde von Adobe ohnehin stiefmütterlich behandelt. „Enterprise“ und „Team“ Kunden nutzten es nicht wegen der lange Zeit fehlenden DSGVO-Konformität. Und für InDesign-Anwenderinnen war es aus o.g. Gründen ohnehin ungeeignet (was peinlich genug ist).
Aber jetzt so einfach mir-nichts-dir-nichts und ohne geeignete Alternative diesen Service aus dem Portfolio zu streichen ist schon ein starkes Stück.
Man kann es auch so sehen: Adobe und Serif nähern sich immer mehr aneinander an. Serif baut den „Designer“ immer mehr aus, um sich den Funktionen von InDesign zu nähern. Und Adobe reduziert die Funktionen und Leistungen. Das ist auch ein Konzept!
Christoph Steffens