Im Sommer 2023 haben wir darüber berichtet, dass wir in der Satzkiste die 4-Tage-Woche testen.
Haben wir aber je erwähnt, wie unser Test ausgegangen ist und in welchem Modell wir heute in der Satzkiste arbeiten? Wie lief es denn die letzten Monate?
Doch von vorne …
Im Frühjahr 2023 haben wir uns nach einigen Überlegungen dazu entschieden, diesen Versuch mit der 4-Tage-Woche einfach einmal zu testen. Das ist immerhin der Vorteil, in einem kleinen, agilen Team zu arbeiten – man kann Dinge ausprobieren, bevor man monatelang darüber diskutiert oder womöglich falsch entscheidet.
Wir haben also allen einen freien Tag zugewiesen – wir mussten ja dafür sorgen, dass für unsere Kunden immer jemand erreichbar ist. Ein Teil des Teams hatte montags frei, das andere freitags. Die 40-Stunden-Woche haben wir reduziert, mit vollem Lohnausgleich.
Wir haben klare Regeln erarbeitet, wie flexibel (oder eben nicht flexibel) mit dem 5. Tag umgegangen werden darf. Wir haben Brücken- und Feiertage gezählt und die Zeiterfassung angepasst. Die Absenkung der Wochenstunden und den freien Tag haben natürlich alle bekommen, auch die, die nicht in Vollzeit gearbeitet haben.
Der Start und die Verlängerung
Im April fiel der Startschuss, der Test war auf zwei Monate angesetzt. Und es passierte erst einmal …rein gar nichts. Die Monate waren entspannt, es gab kein „Projekttetris“. Wir hatten schnell das Gefühl, dass wir uns die falschen Monate zum Testen ausgesucht haben.
Die Frage war, wie es mit der 4-Tage-Woche in der einzig wahren Belastungsprobe läuft: dem Endjahresgeschäft? Oder während der Sommerferien, in denen wir dank der hohen Kinderzahl traditionell eher dünn besetzt sind? Was passiert, wenn Termine durcheinanderpurzeln und plötzlich alle eiligen Aufträge auf einmal auf den Tisch fallen? Oder wenn die herbst-winterliche Erkältungswelle kommt?
Es war schnell klar, dass wir den Test bis Ende des Jahres verlängern werden.
Die Entscheidung
Zum Jahreswechsel gab es dann die offizielle Nachricht ans Team:
„Wir haben es ausgewertet – und ja, es kann sein, dass uns in der Kapazitätsplanung hier und da Stunden fehlen. Aber das fangen wir auf. Denn sind wir mal ehrlich: es will doch wirklich niemand zurück in die 5-Tage-Woche. Die 4-Tage-Woche bleibt und ist ab 2024 unser festes Arbeitsmodell.“
Nach den Erkenntnissen der vergangenen Test-Monate wurden die Rahmenbedingungen und Regeln noch ein wenig nachgeschärft. Zugegeben, es hat eine Weile gedauert, bis ich mir merken konnte, wer wann im Büro ist. Die Kolleg:innen haben öfters versehentlich Termineinladungen an ihren freien Tagen bekommen. Aber mittlerweile ist die verkürzte Woche fester Bestandteil und jedem (auch mir) in Fleisch und Blut übergegangen.
Unser Resümee
Aus Sicht der Geschäftsleitung läuft alles bestens. Wir sind offensichtlich produktiver geworden, denn wir betreuen wie bisher auch unsere vielen und oftmals sehr komplexen Projekte. Wir haben keinen Cent weniger Umsatz, keinen Auftragseinbruch und keine unzufriedenen Kunden. Und auch, wenn in der großen Jahresübersicht nun bei den Kollegen wöchentlich ein freier Tag eingetragen ist, gab es bei der Planung nie einen Grund, deswegen mehr Tage oder Wochen für ein Projekt einkalkulieren zu müssen.
Wir haben zu keinem Zeitpunkt in den letzten 1,5 Jahren auch nur den Gedanken gehabt, es wäre ein Fehler gewesen. Im Gegenteil!
Die Arbeitstage der Kolleg:innen sind zwar ein bisschen länger geworden, aber alle profitieren vom zusätzlichen freien Tag, sind erholter, ausgeglichener und hochmotiviert.
Und davon profitiert die Kiste.
Ein „Muss“ für alle?
Auf vier Tage zu reduzieren und dafür an diesen Tagen ein bisschen länger zu arbeiten, ist im Übrigen keine Verpflichtung. Jeder hat die Möglichkeit, weiterhin an 5 Tagen in der Woche zu arbeiten: mit derselben reduzierten Wochenstundenzahl und bei vollem Lohnausgleich – also genauso wie die „4-Tage-Kolleg:innen“.
Und diese Möglichkeit wird auch genutzt, aktuell von dreien von uns.
Ich selbst bin eine große Befürworterin der 4-Tage-Woche, aber noch mehr davon, nicht stoisch an unpassenden Regeln festzuhalten. Die einen powern gerne 4 Tage durch, um dann 3 Tage wirklich frei zu haben. Die anderen würden durch die vollen Arbeitstage eher in Stress geraten, vor allem wenn an diesen Tagen noch viele private Verpflichtungen anstehen.
Ich bin eine von denen, die an 5 Tagen im Einsatz sind. Viele denken sich nun „ist ja klar, als Chefin geht das auch nicht”, aber damit hat es nur am Rande zu tun.
Ich denke nicht, dass eine leitende Funktion immer automatisch mit einer permanenten Anwesenheit einhergehen muss, vor allem nicht, wenn ein eigenverantwortliches und selbstständiges Team dahinter steht (und alle meine Handynummer haben 😊).
Nein, in erster Linie hat es mich enorm gestresst, meine Themen in vier Tage zu pressen und weniger Zeit für andere Dinge zu haben. Daher war für mich der Test schnell beendet. Der zusätzliche freie Tag war nett, aber ich genieße sehr die Möglichkeit, tagsüber besser meine Arbeit mit meiner Familie oder auch mal einer Sporteinheit vereinbaren zu können. Alles erhält jetzt genau zur richtigen Zeit die volle Aufmerksamkeit.
Nachmittags mehr „Luft“ für Familie und Privates zu haben anstatt lange zu arbeiten, war dann auch der Grund, weshalb ich nicht alleine mit der Entscheidung war, zurück zur 5-Tage-Woche zu gehen.
So wie es gerade ist, haben also alle aus dem Team das für sich beste herausgezogen.
Wir sind wirklich sehr froh, dass wir die 4-Tage-Woche ausprobiert und eingeführt haben und es nicht bei theoretischen Überlegungen geblieben ist. Wir haben das große Glück, in einem Umfeld und mit Kunden zu arbeiten, die Home-Office und flexible(re) Arbeitszeiten erlauben und am Ende auch davon profitieren. Aus welchen Gründen sollten wir das also nicht nutzen?
Katharina Frerichs