Schon vor ein paar Monaten haben wir ĂŒber das Thema informiert. Nun kocht es wieder hoch. Das liegt unter anderem an diesem Artikel auf Heise.de. Dort steht:
Nutzer sehen nur noch Schwarz
https://www.heise.de/news/Neues-Pantone-Lizenzmodell-Adobe-wirft-mehrere-Farbpaletten-aus-Photoshop-Co-7324477.html
Alle bislang verwendeten Pantone-Farben, die hinter der neuen âPaywallâ verschwinden, werden durch schwarze FlĂ€chen dargestellt. Und zwar auch in Dateien, die man vor der Umstellung angelegt hat. Auf Twitter kursieren bereits entsprechende Hinweise und Screenshots sowie verĂ€rgerte Kommentare.
Jetzt rufen unsere Kunden an und fragen, was Sache ist und was sie tun sollen. In diesem etwas lÀngeren Artikel wollen wir den Sachverhalt mal klarstellen. Du kannst den Artikel gerne unter Kollegen teilen!
Wer sollte weiterlesen und wer nicht?
- Du hast bisher die Pantone-Bibliotheken nur verwendet, um dich farblich inspirieren zu lassen und am Ende hast du doch mit CMYK-Daten und nicht mit Volltonfarben gearbeitet. Wenn du deshalb die Bibliotheken vermisst, dann ist dieser Abschnitt interessant: Wo bekomme ich die alten Pantone-Bibliotheken her?
- Wenn du dich fragst: Gibts denn keine Alternative zu Pantone? Dann lies hier weiter.
- Wenn du in Photoshop mit Duplex-Bildern arbeitest und dort Pantone Farben verwendest, solltest Du diesen Artikel auf jeden Fall weiter lesen
- Wenn du einfach mal wissen willst, worum es in der ganzen Aufregung eigentlich geht, lies hier weiter und was das gröĂte Problem bei der Geschichte ist, liest du hier.
Was hat Adobe denn nun gemacht?
Adobe hat viele Jahre lang Bibliotheken mit Pantone-Farben mit seinen Desktop-Programmen ausgeliefert. Diese sind im Ăbrigen mindestens seit CS3, also seit 2012 (!), unverĂ€ndert! Pantone hat in den letzten zehn Jahren seine Farben aber weiterentwickelt und es stellt sich ganz grundlegend die Frage, in welchem Rahmen diese Bibliotheken ĂŒberhaupt sinnvoll einsetzbar waren!
Wie angekĂŒndigt hat Adobe nun im August einen Teil der Bibliotheken aus den Programmen entfernt. Was dieser lapidare Satz konkret bedeutet, ist in meinen Augen nicht weniger als ein Skandal. Denn Adobe von deinem Rechner Dateien entfernt, die du unter UmstĂ€nden zur Produktion benötigst!
Als Beispiel: In diesem Screenshot siehst du die Bibliotheken, die im Ordner deines InDesign 2022 (Version 17.0) enthalten waren (oder sind). Ich zĂ€hle zehn Bibliotheken, unter anderem âPantone+ Premium Metallics Coatedâ und âPantone+ Pastel & Neon Coatedâ.
Wenn du das Update auf InDesign 2022 (Version 17.4) durchfĂŒhrst, sieht der Inhalt so aus. Ich zĂ€hle nur noch fĂŒnf Bibliotheken und unter anderem fehlen die beiden oben genannten Bibliotheken.
Dies ist bei den Updates fĂŒr Illustrator 2022 und Photoshop 2022 das Gleiche. Adobe hat dir also durch das empfohlenen Update Dateien vom Rechner entfernt!
Was bedeutet das fĂŒr deine Produktionsdateien?
Die gute Nachricht ist, dass sich fĂŒr deine Dateien, die du in InDesign und Illustrator erstellt hast, selbst wenn diese Pantone-Farben enthalten, nichts zum Nachteil Ă€ndert. Mit einer Ausnahme gilt das auch fĂŒr Dateien aus Photoshop.
Der GAU: Duplex-Bilder in Photoshop
Aktualisierung November 2022:
Adobe hat am 16.11.2022 die Version 24.0.1 von Photoshop veröffentlicht. In dieser Version besteht das âSchwarz-Problemâ nicht mehr! Das heiĂt, dass Dateien, wie im nĂ€chsten Abschnitt beschrieben, in der Version 24.0.1 nicht mehr falsch dargestellt werden. In InDesign und Illustrator hat sich nicht geĂ€ndert!
Unter zwei Voraussetzungen bekommst du Probleme mit deinen Produktionsdateien aus Photoshop:
- Du arbeitest mit Bildern im Modus âDuplexâ, sei es âEinfarbigâ, âDuplexâ, âTriplexâ oder âQuadruplexâ.
und - Eine der Farben stammt aus den âverloren gegangenenâ Pantone-Bibliotheken.
Zur Sicherheit sei nochmal gesagt: Wenn du nicht mit dem Modus âDuplexâ arbeitest oder diese Bilder nicht mit Pantone-Farben der betroffenen Bibliotheken eingefĂ€rbt hast in Photoshop, dann hast du das hier beschriebene Problem nicht!
Wenn du nun ein solches Bild in Photoshop 2022 öffnest, erscheint eine Fehlermeldung und die Farbe wird schwarz dargestellt!
Jetzt wird es kompliziert: Wenn du ein solches Bild in InDesign platzierst, passieren verwirrende Dinge. ZunĂ€chst sieht das Bild, wie in Photoshop, schwarz aus. Das ist schlecht! Aber ein Blick auf die Palette âFarbfelderâ zeigt, dass eine Volltonfarbe hinzugefĂŒgt wurde! Das ist natĂŒrlich gut! Aber, wenn man sich jetzt die âSeparationsvorschauâ in InDesign anschaut, oder ein PDF exportiert und dieses in der âAusgabevorschauâ in Acrobat betrachtet, stellt man fest, dass die Datei unbrauchbar ist!
Jetzt hast du die Wahl, wie du mit dem Problem umgehst. Entweder, du besorgst dir die verloren gegangenen Bibliotheken oder du wirst Pantone-Kunde und abonnierst Pantone-Connect.
Wo bekomme ich die alten Pantone-Bibliotheken her?
- Im Backup nachsehen
Wenn du deine Festplatte regelmĂ€Ăig sicherst, dann solltest du nach Dateien suchen, deren Dateiname mit âPantone+â beginnen und deren Suffix â.acbâ (InDesign und Illustrator) und â.acoâ (Photoshop) ist. Diese Dateien legst du in deinem Rechner in den entsprechenden Ordner der genutzten Programmeversion. - Alternativ kannst du auch eine alte Version des Programmes installieren!
Zum Zeitpunkt, wenn ich diese Zeilen schreibe (November 2022) kann man ĂŒber âCC Desktop Appâ noch die Version 17.0 von InDesign, 23.0 von Photoshop und 26.0 von Illustrator installieren. (Man muss wissen, wie das geht, aber das soll an anderer Stelle erklĂ€rt werden) - Vielleicht hast du einen Kollegen oder netten Dienstleister,
den du fragen kannst, ob dort eventuell noch die alten Bibliotheken vorliegen und diese weitergegeben werden đ Ob dies rechtlich zulĂ€ssig ist, ist umstritten. Aber fragen kann man ja mal!
Gibts denn keine Alternative zu Pantone?
Ggf. ist das eine Alternative: https://culturehustle.com/products/freetone
FAZIT
Ich persönlich finde das Vorgehen von Adobe höchst fragwĂŒrdig. Wer nun âSchuldâ an diesem Desaster hat, Pantone oder Adobe, kann ich nicht beurteilen. Fest steht, dass sich beide nicht mit Ruhm bekleckert haben. Die Suppe auslöffeln mĂŒssen nur die Anwender, die brav jeden Monat ihre AbogebĂŒhren zahlen.
Erschwerend kommt hinzu: Die offizielle Lösung fĂŒr das Problem, das PlugIn von Pantone kostet nicht nur monatlich Geld. Weil das PlugIn nur in âCEPâ programmiert ist, ist es zudem nicht möglich, dieses auf einem Apple-Rechner mit M1-Prozessor nativ in Photoshop laufen zu lassen. Das bedeutet, dass du Photoshop auf diesen Macs im âRosetta Modusâ laufen lassen musst, um das Plugin zu nutzen. Die Bewertungen des PlugIns sprechen auch BĂ€nde.
Allerdings halte ich die Hysterie, die sich in der âPublishing-Communityâ breit macht, fĂŒr unangemessen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel zur KlĂ€rung beigetragen haben.
Wir freuen uns, wenn du den Artikel unter deinen Kolleginnen und Freundinnen teilst. Wenn du ErgĂ€nzungen hast oder einen Fehler gefunden hast, freuen wir uns ĂŒber eine RĂŒckmeldung.
Christoph Steffens